Walking Football: SG Coesfeld 06 bietet Trendsportart für ältere Semester

Sie wissen genau, wo das Problem liegt, wenn der Pfiff den Spielzug unterbricht. „Das war zu schnell“, hebt Torsten Clausen den Arm – zu schnell beim Fußball, das klingt verrückt, wird aber hier konsequent unterbunden. Denn beim neuen Trendsport Walking Football handelt es sich um Fußball im Schritttempo. Die wichtigste Regel: Rennen ist strikt verboten! „Das ist echt nicht ganz einfach“, gibt Dirk „Putsche“ Rotthäuser zu, der an diesem Abend seine Premiere feiert. „An das Tempo muss ich mich noch gewöhnen.“ Oder vielmehr an die Tatsache, den Ball eben nicht im kurzen Sprint zu verfolgen.

Wie an jedem Donnerstagabend rollt die Kugel auf einem kleinen Feld im Sportzentrum Süd. „Und glaub’ bitte nicht, dass es weniger anstrengend als normaler Fußball ist“, schüttelt Sascha Beunings, Teamleiter Alte Herren bei der SG Coesfeld 06, den Kopf, auf dem sich nicht nur wegen der hohen Temperaturen Schweißperlen bilden. Sie sind unentwegt unterwegs, immer in Bewegung, wenn auch ohne Sprint und Dauerlauf. „Wie bei der olympischen Disziplin Gehen muss immer ein Fuß auf dem Boden sein“, erklärt Torsten Clausen. Sonst gibt es Freistoß für den Gegner.

Clausen ist derjenige, der diesen neuen Fußball-Ableger mit einigen Mitstreitern bei der SG 06 angestoßen hat. „Durch Mundpropaganda haben wir davon mitbekommen“, erzählt er. „Bei einer Tagung des FLVW haben wir uns dann genauer informiert.“ Das Interesse war schnell geweckt – weil es reichlich ältere Kicker gibt, die noch Bock auf Fußball haben, denen das „richtige“ Training bei den Altherren aber körperlich zu heftig ist. „Viele haben kaputte Knie oder Probleme mit dem Rücken“, weiß Clausen aus Erfahrung. Aber um nur am Rand zu stehen, dazu juckt es zu sehr in den Füßen. Also Walking Football. Oder auf Deutsch: Gehfußball. Eine Sportart, die vor allem der Gesundheitsförderung dienen soll. Denn die Verletzungsgefahr ist gering, eine körperliche Überanstrengung kann leichter vermieden werden. Und noch ein anderer Aspekt ist ganz entscheidend, betont Torsten Clausen: „Die Tasche packen und nach dem Training zusammen in der Umkleide sitzen, das ist ein ganz wichtiges Gefühl.“ Geselligkeit, die dritte Halbzeit, das muss auch älteren Semestern nicht vorenthalten bleiben.

Das haben sie schnell wieder drauf, das verlernt ein Mannschaftssportler nicht. Schwieriger ist es da schon, sich an die neue Technik zu halten. „Der Ball liegt zwei Meter vor dir, aber du darfst nicht schnell hinlaufen“, zuckt Clausen mit den Schultern. Das fühlt sich zunächst komisch an, ebenso wie das strikte Verbot, den Gegner mit einer Grätsche zu stoppen. Alles ist deutlich entschleunigt. Für Neulinge wie Dirk Rotthäuser ist es nicht einfach, den Hebel im Kopf umzulegen. „Aber das wird von mal zu mal besser“, weiß Clausen. Im Mittelpunkt steht zunächst das Training. Anfang der Woche waren die SG’ler zu Gast beim FC Schalke 04, der diese Sportart schon seit einigen Jahren betreibt. „Ehemalige Bundesligaspieler wie Martin Max und Matthias Herget sind auch dabei“, erzählt Clausen. Klaus Fischer, der Schütze des Jahunderttores, ist da der Trainer –wobei er nun auf seine legendären Fallrückzieher verzichten muss, denn der Ball darf nicht über Hüfthöhe gespielt werden. Viele Tipps für das Training haben sie bei den Königsblauen mitgenommen.

„Einen regulären Spielbetrieb gibt es. noch nicht“, erklärt der SG-Verantwortliche. Aber Turniere in kleiner und großer Form. „Vielleicht können wir uns bald mal mit zwei oder drei Mannschaften zu einem Treffen verabreden.“ Bis dahin werden sie weiter fleißig an ihrer Gehtechnik feilen. Dass sie belächelt werden, wenn Außenstehende vom Walking Football hören, daran haben sie sich gewöhnt – ebenso wie an Vorschläge, welche noch aktiven Kicker man problemlos einbinden könnte. „Aber Fakt ist, dass die Neugierde sehr groß ist“, stellt Torsten Clausen fest. „Wir werden immer mehr.“ Zum Beispiel mit „Alt-Internationalen“ wie „Putsche“ Rotthäuser, der die „3 G“ schnell verinnerlicht: Gehfußball, Gesundheit und Geselligkeit.

Walking Football kann immer donnerstags um 19 Uhr im Sportzentrum Süd bei der SG Coesfeld 06 ausprobiert werden. Die Gruppe ist offen für alle Interessenten auch aus der Umgebung. Eine Altersgrenze ist nach oben und unten nicht gesetzt. Für Informationen steht Torsten Clausen unter torsten.clausen@freenet.de gerne zur Verfügung.

Weitere Infos findet Ihr hier:  Walking Football

Quelle: Allgemeine Zeitung Coesfeld vom 25.06.2022,  Fotos: Frank Wittenberg