Volleyball: SG 06 verliert das Spitzenspiel gegen Brühler TV mit 1:3

Tom Gröning macht sich am Netz ganz lang – in den meisten Situationen ließen sich die Gäste aus Brühl aber nicht überraschen. Foto: fw

Die Hoffnung auf das Comeback des Jahres, auf eine wundersame Wendung, sie lebt längst und drückt sich in ansteigender Extase aus. Kaum jemanden hält es noch auf seinem Sitz, das Publikum steht, klatscht, johlt – um dann doch knallhart aus der Euphorie gerissen zu werden. Eine zunächst schwer zu verstehende Schiedsrichterentscheidung beschert den Gästen des Brühler TV den Punkt zum 25:22 und damit zum 3:1-Spielgewinn, was sich für die Volleyballer der SG Coesfeld 06 und die rund 300 Fans auf der Tribüne wie ein vorgezogener Aschermittwoch anfühlt.

Was ist passiert? Aussichtslos mit 1:2 Sätzen und 14:23 Punkten liegen die SG’ler hinten, als Philipp Heuermann zum Aufschlag antritt. „Dann haben wir die Bälle endlich mit dem Mut gespielt, den ich vorher so oft vermisst hatte“, stellte Udo Jeschke nach der Partie fest. Punkt um Punkt rücken die Coesfelder an die Gäste heran, plötzlich heißt es nur noch 22:23 – die Halle bebt. Brühl holt den nächsten Punkt zum 22:24, Matchball! Der Aufschlag der Gäste segelt ins Aus, 23:24. Dann aber revidiert ein Schiri die Entscheidung seines Kollegen – Punkt für den Brühler TV, das Spiel ist aus. Während Pfiffe und „Schieber“-Rufe durch die Halle tönen, bleibt Udo Jeschke im Moment der Niederlage gefasst. „Das war leider korrekt“, zuckt er mit den Schultern. „Meine Spieler haben die Ordnung auf dem Feld verloren und standen nicht in der richtigen Reihenfolge. Das mussten sie ahnden.“

Letztlich ist es das bittere Ende eines Gipfeltreffens der beiden Drittliga-Anwärter, das an diesem Abend eindeutige Kräfteverhältnisse spiegelt. „Wir haben unseren Rhythmus nicht gefunden“, urteilte der Trainer, der das zugleich mit einem Lob für einen ganz starken Auftritt des Gegners verband: „Brühl hat uns nicht ins Spiel kommen lassen, das muss man anerkennen.“ Ein Umstand, der auch absolut erklärbar sei, denn einige Krankheitsfälle innerhalb der Mannschaft in den vergangenen zwei Wochen hätten dazu geführt, dass das Team nicht das Limit habe erreichen können – was gegen diese hochkonzentriert agierenden Gäste dringend notwendig gewesen wäre.

Schon zu Beginn der Partie fangen sich die Coesfelder einen Vier-Punkte-Rückstand ein, der sich weitgehend durch den ersten Satz zieht. Zwar verkürzt die SG zwischenzeitlich auf 11:12 und 19:20, aber immer wenn Brühl eine Antwort benötigt, kommt die auch. Mit 22:25 geht dieser Durchgang an die Gäste. „Wir haben einen Satz gebraucht, um uns auf den Gegner einzustellen“, bilanzierte Jeschke. Das läuft anschließend besser, denn im zweiten Abschnitt ziehen die Gastgeber über 6:2 und 10:5 auf 13:6 weg. Doch die Coesfelder machen es spannend: Brühl gleicht zum 21:21 aus und läutet ein dramatisches Finale ein, das Philipp Heuermann mit einem Block beim fünften Satzball zum 28:26 entscheidet.

Zu einem Spiegelbild der Anfangsphase gerät der dritte Durchgang, in dem es der SG 06 nach einem 1:5-Rückstand nie gelingt, den Gegner noch einmal entscheidend unter Druck zu setzen. Viele leichte Fehler und verschlagene Angaben bescheren einen 14:19-Zwischenstand und einen 18:25-Satzverlust zum 1:2.

Weil die Coesfelder im vierten Satz mit 5:8 und kurz darauf sogar mit 10:21 zurückliegen, scheint die Partie ein schnelles Ende zu nehmen – bis Philipp Heuermann mit seiner fulminanten Aufschlagserie noch einmal für richtig Stimmung in der Bude sorgt. Das Happy-End bleibt allerdings aus. „Wenn dieser Fehler nicht passiert wäre, hätten wir uns den Satz noch geholt“, wusste Udo Jeschke, dass das Momentum eigentlich auf ihrer Seite war. „Dann hätten wir auch das Spiel noch gewonnen.“ So aber gerät der Karnevalssamstag in einer ohnehin seltsamen Zeit zu einer Euphoriebremse.

SG Coesfeld 06 – Brühler TV 1:3 (22:25, 28:26, 18:25, 22:25).

Quelle: Allgemeine Zeitung Coesfeld vom 28.02.2022