SG 06 setzt auf die Zukunft
Die Gesichter sprachen Bände. Auf dem Hosenboden saßen viele der SG-Spieler, starrten ins Leere, während sich der Ortsrivale DJK vom Anhang lautstark feiern ließ. Wieder ein Derby verloren, diesmal 0:2, zwei Niederlagen gegen die „Blauen“ binnen einer Saison – aber Zoui Allali und Christoph Klaas waren weit davon entfernt, ihr Personal in die Mangel zu nehmen. „Ich war nach Niederlagen schon viel stinkiger“, zuckte Allali mit den Schultern. Gelassenheit verbreiteten sie, weil sie alles versucht hatten, es aber eben nicht gereicht hat. Diesmal nicht! „Aber die Zukunft gehört uns“, sagte er mit Blick auf seine vielen Youngsters voller Überzeugung.
Ein paar Meter weiter präsentierte Lucas Jacobs das Gesicht zum Spielausgang. Blutverschmiert und leicht geschwollen – der Kapitän der SG 06 hatte im wahrsten Sinne eins auf die Nase bekommen. Der Ball war von unten gekommen in dieser 75. Minute, aus kurzer Distanz abgeprallt von Lasse Thewes. „Dabei habe ich mir anscheinend auch noch auf die Lippe gebissen“, erklärte „Lucky“, der in diesem Moment alles andere als glücklich war, sondern vielmehr ziemlich benommen. Minutenlang wurde er auf dem Platz behandelt, dann von seinen alten DJK-Kollegen Tobias Hüwe und Marius Borgert vom Feld geleitet – und draußen blieb der mit zehn Treffern gefährlichste SG-Torjäger auch, obwohl es galt, den 0:1-Rückstand aufzuholen. „Wir wollten da nach dem Kopftreffer absolut kein Risiko eingehen“, erklärte Christoph Klaas die Auswechslung gegen Joris Wegs.
Damit war noch einer mehr der jungen Wilden auf dem Platz, die schon seit Wochen das Spiel der SG 06 prägen. Diesmal hatte das Trainerduo mit Jonas Warmes und Stefan Thier zwei A-Jugendliche in die Startformation beordert, ansonsten aber verstärkt auf Spieler mit mehr Erfahrung gesetzt, wie Tobias Sendfeld, Jan-Frederik Tendiek oder Henrik Mauermann. „Nicht, weil wir es den jungen Leuten nicht zugetraut hätten“, betonte Zoui Allali. „Aber es gibt hier auch eine Reihe von Spielern, die es nach den vielen Jahren im Verein einfach verdient haben, so einen Auftritt vor einer solchen Kulisse zu bekommen.“
Wer letztlich auch auf dem Platz stand, die zweite Derby-Niederlage der Saison konnten sie nicht verhindern. Obwohl sie ohne Zweifel besser aufgetreten sind als beim 1:4 in der Hinrunde – „unsere 100 Prozent haben wir leider auch heute nicht ganz erreicht“, stellte Allali fest. „Wenn wir die schaffen, ist in jedem Spiel für uns etwas möglich.“ Wenn nicht, dann wird es schwer, so wie gegen die DJK.
Aber lange aufhalten mit diesem 0:2 wollten sie sich ohnehin nicht. Es gilt, gesteckte Ziele zu erreichen – zum Beispiel das, in der Rückrunde mehr Punkte als in der Hinserie zu sammeln. „Da sind wir noch mit einem im Plus, und das bekommen wir auch hin“, versicherte Allali. Zudem haben sie allesamt dieses Event mitgenommen, vom FLVW als „Amateurspiel des Jahres“ deklariert, dank des Engagements von SG-Abteilungsleiter Heiner Eismann nach Coesfeld geholt und vor über 1000 Zuschauern ausgetragen. „Das war der Wahnsinn“, schwärmte Christoph Klaas. „Wir können uns nur bei allen Helfern ausdrücklich bedanken, die das möglich gemacht haben.“
Quelle: Allgemeine Zeitung Coesfeld vom 23.03.2022