Bezirksliga: Die SG verliert das Amateurspiel des Jahres

Verbissener Kampf, aber fast durchweg fair: Jan-Frederik Tendiek (unten) nimmt Lucca Rensing in die Zange. Insgesamt zog Schiri Jörn Schäfer nur zwei Gelbe Karten.

Das erste Siegerbräu bekamen sie schon in der Nachspielzeit verabreicht. Nicht durch die Kehle, weil das vor dem Abpfiff nicht besonders sportlich wäre – dann eben von oben. „Ich bin ganz schön nass geworden“, schüttelte Karsten Erwig den Kopf und erntete die volle Zustimmung seines Trainerkollegen Claus Heinze: „Ich auch!“ Denn über der Jubeltraube, die sich nach dem 2:0 durch Cedric Pollmeier hinter dem Tor mit den Jungs aus der zweiten DJK-Mannschaft gebildet hatte, regnete es Flüssiges aus Flaschen des Premium Sponsors. „Derbysieger, Derbysieger!“, skandierten die Fans der „Blauen“, während es im Lager der SG 06 zum zweiten Mal in dieser Saison lange Gesichter gab.

Verdient? „Die DJK hat zurecht gewonnen, weil sie die Tore geschossen haben“, stellte SG-Trainer Zoui Allali objektiv fest. „Auch wenn wir sicherlich mehr ins Spiel investiert haben.“ Aber einmal mehr ist es der SG 06 im Derby nicht gelungen, die kompletten PS auf die Piste zu bringen. „Es war kein Totalausfall wie noch in der Hinrunde“, bewertete Christoph Klaas die Partie als deutlich enger als beim 1:4 im September an der Reiningstraße. Aber erneut fehlten ein paar Prozenpunkte zum ersten Derbysieg der Vereinsgeschichte.

Ein Derby, das vor den rund 1100 Zuschauern fast ausschließlich von der Spannung lebte. „Das war fußballerisch bestimmt kein Leckerbissen“, gab Claus Heinze seinen Eindruck wieder, den wohl alle im VR-Bank Sportpark unterschrieben hätten. Der Naturrasen, gerade erst aus dem Winterschlaf erweckt, präsentierte sich als Geläuf, das besser noch bis Ostern geschlummert hätte. Ballkontrolle, gepflegtes Kurzpassspiel – hier nicht möglich. Und weil der böige Wind auch die hohen und langen Bällen mit einer beeindruckenden Streuung versah, blieb es eben ein Derby, aber nicht mehr.

Torchancen gab es dennoch, und die in der Mehrzahl für die DJK. Marius Borgert per Kopf nach Ecke von Hannes Ueding (6.), nach Pass von Tobias Hüwe (13.) und aus der Drehung nach Ueding-Vorarbeit (21.) – noch war Tim Herbstmann im SG-Tor nicht zu überwinden. Nachdem die Gastgeber ein dickes Ding vergeben hatten, als Cedric Schürmann nach einem langen Ball von Jan-Frederik Tendiek aus kurzer Distanz am hervorragend reagierenden Nils Berding scheiterte (23.), klingelte es auf der anderen Seite: Längst hätten die SG’ler den Ball klären können, aber Youngster Lasse Thewes durfte noch einmal flanken – und fand den Kopf von Marius Borgert, der sich im Rücken von Jan-Frederik Tendiek wegstahl und zum 0:1 traf (40.). „Das darf so nicht fallen“, schüttelte Christoph Klaas den Kopf. „Da waren wir zu weit weg.“

Im zweiten Durchgang blieb es vor den Toren lange überschaubar, bis sich der SG die Riesenchance zum Ausgleich bot: Über Dennis Lowak und Stefan Thier landete der Ball bei Mika Rotthäuser, der aus elf Metern abzog und neben den Kasten zielte (70.). „Den muss er annehmen“´, trauerte Zoui Allali dem verpassten Ausgleich nach. „Mit dem 1:1 hätten wir das Momentum auf unserer Seite gehabt.“

So aber ließ die DJK hinten nichts mehr anbrennen und hatte ihrerseits das dicke Ding zur Entscheidung, als Cedric Pollmeier nach Pass von Bastian Domeier schon Tim Herbstmann überwunden hatte, aber Henrik Mauermann spektakulär auf der Linie klärte (88.). Die identische Situation in der Nachspielzeit saß dann: Pass Tobias Hüwe, Pollmeier von links in den Strafraum – diesmal schlug der Ball zum 0:2 ein. Der Rest war blau-weiße Glückseligkeit.

SG Coesfeld 06 – DJK Coesfeld 0:2; Tore: 0:1 Marius Borgert (40.), 0:2 Cedric Pollmeier (90.+4).

Quelle: Allgemeine Zeitung Coesfeld vom 21.03.2022