Volleyball: SG 06 dreht 1:2-Rückstand und gewinnt 3:2 gegen Telekom Post SV Bielefeld
Aus den Boxen dröhnte Weihnachtsmusik wie „All I want for Christmas“, und ein bisschen fühlte sich Udo Jeschke auch wie bei einer vorgezogenen Bescherung. „Das ist doch schon ein schönes Weihnachtsgeschenk“, lächelte er erleichtert – seine SG-Volleyballer hatten tief in den Sack gegriffen, dabei zwar nur zwei statt der erhofften drei Punkte herausgeholt, dafür aber eine Extraportion Willensstärke ans Licht befördert. „Super, dass die Mannschaft das noch gedreht hat“, atmete der Trainer nach dem knappen 3:2-Sieg gegen Telekom Post SV Bielefeld durch. „Auch diese Erfahrung ist sehr wertvoll.“
Die Zeiger der Uhr rückten schon überraschend nah an den vierten Advent heran, als die Partie zum Showdown kam. Hatten die Coesfelder in den vorherigen Heimspielen das Eiltempo bevorzugt, so bekamen sie es diesmal mit einem Gegner zu tun, der nicht den geringsten Respekt vor dem Favoriten zeigte und am Ende über alle Sätze sogar drei Punkte mehr erspielt hatte. „So schwer hatten wir uns das sicher nicht vorgestellt“, zollte Jeschke dem Team aus Bielefeld ein Lob. „Die waren zwei Klassen besser als im Hinspiel.“ Was dazu führte, dass sein Personal verkrampfte und lange brauchte, um an die Normalform anzuknüpfen.
Dabei schien schon der erste Satz tauglich für einen Weckruf. 8:16 lag die SG 06 hinten, die dann endlich aufwachte, den Rückstand Punkt für Punkt verkürzte und beim 22:22 erstmals den Ausgleich schaffte. Ein Block von Thomas Wittkowski und Joschua Heismann bescherte das 25:23 und die 1:0-Satzführung.
Wer nun geglaubt hatte, die Coesfelder würden nach einem holprigen Start alles in den Griff bekommen, sah sich getäuscht. „Wir sind auf vielen Positionen unter unseren Möglichkeiten geblieben“, analysierte der Trainer den Auftritt, der immer wieder von einer durchwachsenen Blockarbeit geprägt war. „Außerdem fehlte uns lange der Mut in unseren Aufschlägen“, stellte er fest. „Dadurch haben wir keinen Druck ausgeübt.“ Ein Umstand, den die Gäste eiskalt nutzten. Auch fast den gesamten zweiten Satz über lagen sie in Führung, gaben die diesmal nicht aus der Hand und nutzten gleich den ersten Satzball zum 21:25 und 1:1-Ausgleich. Im dritten Durchgang nutzte der SG 06 ein 11:8-Vorsprung nicht – erneut erwies sich der Post SV als konzentrierter und sorgte mit 19:25 für den 1:2-Zwischenstand.
Als sich die erste Niederlage in der Amtszeit von Udo Jeschke anbahnte, fanden die Coesfelder endlich besser in die Partie. Noch immer nicht überragend, aber in vielen Aktionen erfolgreicher. „Wir haben lange gebraucht, bis der Motor lief“, zeigte der Trainer sich erleichtert über die Steigerung, für die er allerdings alle Register ziehen musste. Denn immer wieder musste er sich Lösungen überlegen, umstellen, auch ungeplante Maßnahmen ergreifen. „Eigentlich wollte ich Lennart Gollata wegen seines Trainingsrückstandes gar nicht bringen“, erklärte er. „Aber es ging nicht anders.“
Das wurde belohnt. Eng ging es im vierten Satz zu, in dem sich die Gastgeber erst nach dem 17:17 absetzten und den ersten Satzball durch Eike Meyer zum 25:22 nutzten. Das 2:2 war geschafft – und jetzt bekamen die begeisterten Zuschauer ihren Tiebreak. Hier stand es 9:11, dann 14:12, und als ein Block von Timo Plate das 16:14 und damit den 3:2-Sieg brachte, standen 22.14 Uhr und über zwei Stunden Spielzeit auf dem Timer.
„Oh, wie ist das schön!“ schmetterte es aus der Musikanlage, und das spiegelte auch die Gefühlslage der SG’ler und ihres Trainers wieder. „Ein Maximum an Arbeit“, so fasste Udo Jeschke den Abend zusammen, an dem für ihn überhaupt nicht im Mittelpunkt stand, dass seine Mannschaft auf dem Weg in die Aufstiegsrunde einen Punkt hatte liegenlassen. „Wir haben heute eine schwierige Situation bewältigt“, rückte er allein den positiven Eindruck in den Fokus. „Ich bin sogar stolz, dass wir das geschafft haben!“
SG Coesfeld 06 – Telekom Post SV Bielefeld 3:2 (25:23, 21:25, 19:25, 25:22, 16:14).
Quelle: Allgemeine Zeitung vom 20.12.2021