Volleyball: Udo Jeschke steht nach drei Jahren vor seinem letzten Spiel als SG-Trainer

Mit voller Motivation in das Match: Zum letzten Mal wird Udo Jeschke am Sonntag bei den SG-Volleyballern am Seitenrand stehen und sein Team einstellen – verabschieden will er sich unbedingt mit einem Sieg. Foto: fw

Es trifft die Nummer sieben auf die acht, nach oben und unten geht nichts mehr – und doch ist es eine ganz außergewöhnliche Begegnung, die am Sonntag ab 16 Uhr in Halle 2 des Schulzentrums über die Bühne gehen wird. Denn das finale Saisonspiel der Regionalliga-Volleyballer der SG Coesfeld 06 gegen den TuS Iserlohn ist zugleich das letzte unter Trainer Udo Jeschke. Vor seinem Abschied sprach unser Redaktionsmitglied Frank Wittenberg mit dem 69-Jährigen.

Udo, fühlt sich das im Vorfeld wie ein normales Spiel an?

Udo Jeschke: Nein, ganz sicher nicht. Es wirkt schon etwas melancholisch. Es war eine spannende, aufregend und erfolgreiche Zeit, die richtig Spaß gemacht hat.

Du bist schon seit Jahrzehnten als Trainer tätig – da müsstest Du doch mit solchen Situationen routiniert umgehen . . .

Jeschke: Natürlich habe ich schon viel erlebt, aber trotzdem ist es jetzt komisch, weil in Coesfeld viel Liebe dabei war. Ich habe den großen Aufwand auch mit der Fahrerei von Essen gerne auf mich genommen, weil hier eine super Atmosphäre herrscht und ich mit allen sehr gut ausgekommen ist. Es war nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen, es gab sicherlich auch mal Auseinandersetzungen. Aber in diesem Verein geht es viel familiärer zu als bei vielen meiner anderen Stationen. Deshalb tut es schon weh, aber nach drei Jahren ist der Zeitpunkt richtig.

Drei Jahre unter ganz besonderen Umständen, oder?

Jeschke: Auf jeden Fall, denn Corona hat uns fast über die gesamte Zeit verfolgt. Das war für mich sehr schwierig, denn immer wieder wurde die Trainingsplanung über den Haufen geworfen.

Darf ich den Saisonabbruch 2020/21 als bittersten Moment bezeichnen?

Jeschke: Das ist wohl so. Wir sind mit fünf Siegen in fünf Spielen gestartet, und dann kam der absolute Break durch Corona. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit dieser Mannschaft einen Durchmarsch in die Dritte Liga gemacht hätten, aber eine höhere Instanz hat es verhindert.

Im Jahr darauf seid Ihr erst in der Relegation gegen Oldenburg am Aufstieg gescheitert.

Jeschke: Ich glaube, das war auch eine Folge der langen Corona-Pause mit viel Online-Training im Jahr zuvor. Wir waren stark besetzt, denn bis auf Erik Kerp, der in die Zweite Liga wechseln konnte, sind alle zusammengeblieben. Aber diese Saison hat sich zäh wie Kaugummi angefühlt. Am Ende war es auch eine mentale Sache.

Und wie schätzt Du die aktuelle Saison ein?

Jeschke: Unser Anspruch war, wieder um den Aufstieg in die Dritte Liga mitzuspielen. Aber wir mussten anerkennen, wie stark Mannschaften wie zum Beispiel VV Humann Essen II sind. Hinzu kam, dass drei absolute Leistungsträger jeweils für mehrere Spiele gefehlt haben. Virgil van Dirk hatte erst eine Fußverletzung und dann Schulterprobleme, Thommy Wittkowski fehlt seit Wochen wegen seines gebrochenen Fingers, Philipp Heuermann hatte große Probleme mit seinem Fersensporn. Das war nicht aufzufangen, auch weil wir uns nicht richtig einspielen konnten.

Haben durch die Verletzungsprobleme immerhin die Youngsters mehr Spielzeit bekommen?

Jeschke: Ja, aber das war ohnehin geplant. Denn das muss in Coesfeld auch in Zukunft weiter der Weg sein, junge Spieler aus den eigenen Reihen Stück für Stück an die Stammformation heranzuführen. Bei Henry Gerding hat das schon super geklappt, er ist aus der Mannschaft gar nicht mehr wegzudenken. Ole Koch ist leider durch Erkrankungen zurückgeworfen worden. Bei ihm bin ich gespannt auf die nächste Saison.

In der Udo Jeschke zumindest in Coesfeld nicht mehr am Seitenrand stehen wird. Was ist geplant?

Jeschke: Es gab einige Gespräche, aber nichts Konkretes. Das wird sich sicherlich zum Ende des Monats ergeben. Ich würde gerne näher an meiner Heimat Essen arbeiten. Es muss aber passen und Spaß machen. Ich möchte gerne noch als Trainer arbeiten, muss aber nicht – das ist ein gewisser Luxus.

Wie siehst Du die SG 06 für die nächsten Jahre aufgestellt?

Jeschke: Der Verein sollte sich weiter in der Regionalliga etablieren und mit der Jugend arbeiten. Nachwuchsleute einbauen und mit einzelnen guten Spielern aus der Region unterstützen, das sollte der Weg sein. Wichtig ist auch, die Nachwuchsarbeit in den Schulen zu forcieren. Das alles braucht aber einen langen Atem.

Und was ist konkret für Sonntag angesagt?

Jeschke: Wir hoffen auf viele Zuschauer in der Halle und wollen die Saison mit einem guten Spiel und einem Sieg abschließen. Das wünsche ich mir für meinen Abschied – aber auch die Jungs haben sich das verdient.

SG Coesfeld 06 – TuS Iserlohn 1846, Sonntag (19. 3.), 16 Uhr, Halle 2 des Schulzentrums.

Quelle: Allgemeine Zeitung Coesfeld vom 17.03.2023