Heute vor 100 Jahren: Gründung des Rasensport Coesfeld – Teil 2
Die Fußballer der Sportvereinigung und der DJK bilden am 18. Dezember 1924 einen Verein – neue Farben, alter Name
Mit dem Namen ist das so eine Sache. Wie soll das „neue Kind“ heißen? Rasenspieler? Nein, abgelehnt. Auch Rasensportvereinigung, eine Kombination aus den Bezeichnungen der Vorgängerabteilungen, findet keine Mehrheit – zu kompliziert, meint Lehrer Theo Hestermann. Und mit 15 Buchstaben zu kostspielig bei Telegrammen. Schließlich einigen sich die Fußballer auf einen Kompromiss: Die Sportvereinigung bringt die Vereinsfarben grün-weiß ein, der Rasensport den Namen. Passiert exakt heute vor 100 Jahren bei der Gründungsversammlung in der „Reichskrone“, dem späteren Vereinslokal des ESV Sportfreunde.
Der Jubilar gibt sich bescheiden. Denn den Club gibt es heute nicht mehr, weil Raspo 2006 mit ESV und TuS zur SG Coesfeld 06 verschmolzen ist. Reichlich Erfolge dürfen aber gefeiert werden in den 82 Jahren des Bestehens. „Die höchste Mitgliederzahl hatten wir 1996 mit 3260″, weiß Boschi Stippel, der in den stolzen 73 Jahren seiner ehrenamtlichen Tätigkeit selbst zehn Jahre Raspo-Vorsitzender war und aktuell mit Franz-Josef Bensberg und Franz-Josef Seggewiß das Archiv der drei SG-Vorgängervereine aufarbeitet.
Vorgängervereine gibt es für den Rasensport ebenfalls. Die Sportvereinigung existiert seit 1921, dazu eine rechtlich unselbständige Fußballabteilung namens Rasensport in der DJK Coesfeld. Weil es innerhalb des DJK-Ringes nur wenige Spiele gibt und die Kicker keine Partien gegen leistungsstärkere Mannschaften im Westdeutschen Spielverband (WSV) austragen kön-nen, wollen sich die Fußballer der besagten Sportvereinigung anschließen. Für die DJK, bei der die Turnabteilung und die Wanderabteilung „Falke“ erhalten bleiben, bricht der Fußballsport plötzlich zusammen.
Dafür geht der Rasensport mit frischem Elan an den Start. Erster Vorsitzender ist Lehrer Theo Hestermann, dem Vorstand gehören weiter Max Remmers, Karl Walter, Bernhard Roters, Bernhard Bücking, Karl Haselhoff, Werner Hünschen und Willi Raspe an. Im Frühjahr 1925 werden Paul Mayer und Hubert Westendorf hinzugewählt.
Laut den umfangreichen Aufzeichnungen von Willi Fritzen erweist sich die Raspo-Gründung schnell als Er-folgsstory. Schon in den Anfangsjahren spielen mindestens sieben, meist zehn und mehr Fußball- und Handballmannschaften. Leichtathletik kommt prima an, ebenso Faustball und Schwimmen. Kurzzeitig gibt es auch Schlagball und Hockey, von 1928 bis 1930 sogar eine Boxabteilung. Aushängeschild sind natürlich die Fußballer, die in der Saison 1961/62 als Meister der Bezirksklasse Emsland und Landesliga-Aufsteiger den größten Erfolg feiern. „Das dürfte die beste Mannschaft sein, die der Verein je hatte“, erinnert sich Boschi Stippel an Kicker wie Heinz Meis oder Josef Tendiek. Einer der großen Namen in der Leichtathletik ist Jürgen Roters, Ende der 60er Jahre mehrfacher Deutscher Jugendmeister und von 2009 bis 2015 Oberbürgermeister der Stadt Köln.
Dass der Club bis zur Fusion über so viele Jahrzehnte erfolgreich unterwegs ist, habe nicht zuletzt mit den engagierten Ehrenamtlichen zu tun, zeigt sich Stippel überzeugt: „Damals hat sich sehr viel Arbeit in den Privaträumen abgespielt.“ Aber auch das Entgegenkommen der Kreis- und Stadtverwaltung habe die Vorstandstätigkeit erleichtert.
Übrigens: Über einen neuen Club dürfen sich die künftigen Rasensport-Fußballer am 18. Dezember 1924 freuen, allerdings fehlen ihnen die Spielgeräte. Denn die Bälle sind rechtlich Eigentum, des weiter bestehenden Vereins DJK und müssen zurückgeben werden.
Ende der 60er Jahre mehrfacher Deutscher Jugendmeister im Trikot des Rasensport: Jürgen Roters.
Quelle: Allgemeine Zeitung Coesfeld