Bogenschießen: Danny Becker bei der WM in Rovaniemi/Finnland auf dem Podest
Rentiere und Elche hat er gesehen, dem Postamt des Weihnachtsmannes einen Besuch abgestattet, sich das schönste Geschenk aber selbst bereitet: zwei Medaillen. Bronzefarben ist sie diesmal im Einzel, anders als noch vor vier Jahren in den USA, als Danny Becker als Weltmeister der Klasse Bowhunter Unlimited zurückgekehrt war. Ärgern konnte und wollte er sich darüber aber nicht, ganz im Gegenteil. „Unter dem Strich ist die Medaille eine super Sache“, sagt der 33-Jährige nach den Titelkämpfen in Rovaniemi/Finnland. „Denn wenn du als Titelverteidiger an den Start gehst, ist der Druck noch einmal anders.“
Das bekam Becker am Polarkreis vor allem in der Hunting-Runde zu spüren, die gleich zum Auftakt ausgetragen wurde, und das unter komplizierten Bedingungen. Geschossen wurde nämlich um Mitternacht, wobei es um diese Jahreszeit dort nicht dunkel wird. „Trotzdem kam mit den Wolken ein diffuses Licht“, erzählt Becker von Schwierigkeiten vor allem mit den letzten drei Pfeilen, mit denen er satte 18 Punkte ausließ. Zehn Zähler betrug nach dieser Runde sein Rückstand auf seinen Teamkollegen Jan Stenger, acht auf den Schweizer Jan Bürkle – am Ende zu viel, um sich erneut den Titel zu sichern.
Denn auch am zweiten Tag lief es für den Rosendahler, der für die Coesfelder Vereine DJK und SG 06 startet, nicht richtig rund. „Irgendwie fühlte ich mich vom Kopf her verkrampft“, vermisste er bei sich selbst die Leichtigkeit. Zwischenzeitlich rutschte er aus den Medaillenrängen, schaffte dann aber in der 3 D-Runde die Bestmarke aller 41 Teilnehmer und verschaffte sich vor dem letzten Durchgang ein 24-Punkte-Polster auf den Viertplatzierten Lukas Balzer (Schweiz). „Weil der Abstand groß war, konnte ich relativ locker auf diese Runde gehen“, erzählt er. Weltmeister Jan Bürkle (2144 Punkte) und der Zweitplatzierte Jan Stenger (2137) patzten nicht mehr entscheidend, sodass für Danny Becker mit 2134 Zählern Rang drei blieb. Allemal eine starke Leistung in einem deutlichen größeren Feld als 2019 in den USA.
Eine zweite Medaille gab es obendrein. Gemeinsam mit Dominik Molter und Jan Stenger sicherte sich der Rosendahler in der Mannschaftswertung Silber hinter den Schweizern und vor Österreich. Ein prima Abschluss, denn das Wettkampfjahr 2023 ist mit dieser WM als Höhepunkt für Becker voraussichtlich gelaufen. Er richtet den Fokus schon frühzeitig auf die 3 D-Europameisterschaft, die 2024 in Österreich ausgetragen wird.
Dass er neben den beiden Medaillen noch viele weitere bleibende Eindrücke mit auf die Heimreise nahm, setzte der – übrigens gänzlich selbstfinanzierten – WM-Tour die Krone auf. „Wenn du 24 Stunden am Tag Sonnenschein hast, ist das schon außergewöhnlich“, lächelt Becker, der eigens einige Tage vor den Wettbewerben angereist war, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist, wenn die Sonne einfach nicht untergeht. „Wir hatten da aber wenig Stress mit.“ Zudem durfte er die Besonderheiten Lapplands ganz im Norden von Finnland ausgiebig genießen – sei es bei einer geführten Rentier-Fütterung, im Huskey-Gehege oder dem Besuch im nördlichsten Restaurant der Welt mit dem „goldenen M“. Wobei ein Abstecher ins Weihnachtsmann-Dorf inklusive Visite im berühmten Postamt nicht fehlen durfte. „Da laufen selbst im Juli Weihnachtslieder“, lacht der 33-Jährige. „Aber moderne, nicht nervig.“
Quelle: Allgemeine Zeitung Coesfeld vom 25.07.2023