Zoui Allali vermisst die Grundtugenden
Coesfeld. All das, was Fußball ausmacht, schien vom Regen wie weggespült. Kampf, Laufbereitschaft, Wille – es war ihnen gewiss nicht abzusprechen, aber eben nicht in den Dosen vorhanden, um so ein Spiel auf rutschigem Rasen gegen einen bissigen Aufsteiger tatsächlich erfolgreich zu bewältigen. „Uns sind die Grundtugenden verloren gegangen“, schüttelte Zoui Allali den Kopf. Diese 1:3-Niederlage seiner SG Coesfeld 06 gegen Westfalia Osterwick hatte ihm ebenso wie seinem Trainerkollegen Marcel Deelen zugesetzt. Vor allem deshalb, weil sie schlicht verdient war.
Natürlich mussten sie einmal mehr umbauen. 1:0 lag die SG vorne, als Jan-Frederik Tendiek in der 71. Minute angeschlagen vom Platz geführt und durch Joris Wegs ersetzt werden musste – was das Grundgefüge in der Defensive veränderte, denn Max Meßing musste von der Sechs zurück in die Innenverteidigung der Fünferkette rücken. „Das war sicherlich nicht förderlich“, urteilte Allali, denn seine Coesfelder mussten in der Schlussviertelstunde noch drei Gegentreffer schlucken. Es allein daran festzumachen, erschien ihm aber zu einfach. „Osterwick hat es einfach mehr gewollt“, stellte der Trainer fest. Und das gegen eine SG, die mit genau diesem Biss sieben Punkte aus den ersten vier Saisonspielen inklusive Derbysieg gesammelt hatte.
Eben diese bedingungslose Bereitschaft, die Extra-Meter zu machen, scheint ihnen seitdem ein wenig abzugehen. Beim 3:3 in Lippramsdorf hatte sich das schon gezeigt, nun bei 1:3 gegen die Westfalia erst recht. „Da müssen wir wieder hin“, forderte Zoui Allali, der sich nicht erklären konnte, warum sich das Spiel seines Teams seit dem Sieg gegen die DJK so verändert hat. „Dann wäre mir ja fast lieber, wir hätten das Derby verloren und dafür diese Grundtugenden behalten.“
Für einen Akteur im Westfalia-Trikot war es übrigens eine ganz besondere Partie: Ausgerechnet gegen seinen Stammverein SG 06, den Jeremias Rotthäuser im Sommer verlassen hatte, kam er zu seinem ersten Bezirksliga-Einsatz. „Aus der kalten Hose“, grinste sein Trainer Tobias Paschert, der am Morgen erst die Nachricht erhalten hatte, dass Stammkeeper Dominik Chmieleck nicht einsatzfähig ist. Folglich rückte Rotthäuser zwischen die Pfosten und war nur beim Jacobs-Freistoß machtlos. Paschert: „Jere hat es richtig gut gemacht!“
Allgemeine Zeitung (Frank Wittenberg, 20.09.2022)