Turnen: Tobias Lenfert kümmert sich nach seiner aktiven Karriere um den Nachwuchs der SG 06
Mut, Leidenschaft und Tsukahara

Tsukahara, das ist so ganz besonderes Ding. Vorwärts abspringen, seitlich eine Drehung zum Sprungtisch machen, dann nach einem Salto rückwärts landen. Klingt kompliziert, ist es auch. „Wir tasten uns langsam heran“, nimmt Tobias Lenfert das Ziel für die nächsten Wochen und Monate in den Blick. Eine neue Herausforderung der Turner der SG Coesfeld 06, bei denen er seine Schützlinge tatkräftig unterstützen will. Wie bei vielen anderen Übungen zuvor auch, und das schon seit etlichen Jahren – denn Lenfert ist aus der Nachwuchsförderung im Verein nicht wegzudenken. „Koordination und Kraft gehören dazu – aber natürlich auch Mut.“ Tobias Lenfert über die Anforderungen im Turnen.

Foto: Das Pauschenpferd gilt bei vielen Turnern als Zittergerät – Tobias Lenfert arbeitet mit seinen Schützlingen immer wieder daran, die nötige Sicherheit zu gewinnen.

Der Mann weiß, wovon er spricht. Schließlich ist er selbst schon 38 Jahre in seiner Sportart unterwegs. „Begonnen habe ich mit fünf Jahren“, erinnert sich der Coesfelder. Auf den Geschmack gebracht von seinem Vater, der im TuS aktiv war. „Ich bin dann im Rasensport angefangen“, erzählt Lenfert. „Heini Paschert war mein erster Trainer.“ Später folgte Ulrich Rickert, mit dem er heute ein kompetentes Gespann bildet in der Leistungsgruppe. „Ich kümmere mich in erster Linie um die Jüngeren, Uli arbeitet mit den mit den älteren Turnern.“

Dass er selbst vom reinen Sportler zum ehrenamtlichen Trainer geworden ist – Ehrensache. „Bis Mitte/Ende 20 habe ich selbst aktiv geturnt“, berichtet der 43-Jährige. Ringe und Barren, das waren seine Lieblingsgeräte. Erfolgreich beim Raspo und in der SG 06, bis hin zum Oberliga-Aufstieg. Parallel hat er bereits mit 16 Jahren begonnen, bei den Kindern als Gruppenhelfer zu unterstützen, später auch als Trainer. „Ich hatte immer Bock darauf, deshalb bin ich dabei geblieben“, lächelt der Mann, der mittlerweile die ersten Kinder seiner ehemaligen Schützlinge unter den Fittichen hat. „Ich gehe nach dem Training immer zufrieden nach Hause.“ Wo er übrigens die volle Rückendeckung für sein ehrenamtliches Engagement erfährt, ohne die es nicht funktionieren würde. „Alexandra steht dahinter“, sagt Lenfert mit Blick auf seine Frau, die selbst als Trainerin im Hundesport aktiv ist. „Sie versteht, worum es geht.“

Foto: Hobby mit Leidenschaft, das gilt für Turner und Trainer: Tobias Lenfert (rechts) kümmert sich im Wettkampfbereich der SG 06 um den Nachwuchs.

Nämlich in erster Linie darum, junge Menschen dabei zu unterstützen, im Sport ihren Weg zu gehen und dabei eine Menge für ihren eigenen Körper und Geist zu tun. Schön ist, dass du in jedem Training Fortschritte sehen kannst.“ sagt Tobias Lenfert über sein jahrelanges Engagement als Nachwuchstrainer. Mit sechs bis sieben Jahren starten die Jüngsten, von denen einige aus der Sichtungsgruppe von Daniel Böggering im Laufe der Zeit „hochrücken“. In dem Bewusstsein, das schöne Hobby so ernsthaft zu betreiben, um nachher auf Wettkämpfen bestehen zu können. Immer breit aufgestellt an allen sechs Geräten, auch wenn sich mit der Zeit gewisse Vorlieben entwickeln. „Du musst aber schon gewillt sein, das drei Mal in der Woche durchzuziehen, denn ohne intensives Training geht es nicht“, weiß Tobias Lenfert aus Erfahrung. Wettkämpfe von zwei bis drei Stunden inklusive Fahrt und Vorbereitung kommen hinzu.

Die Sorge, heutzutage nicht mehr genügend Kinder und Jugendliche zu finden, die einen guten Teil ihrer Freizeit dafür aufbringen wollen, können die SG-Trainer dennoch nicht teilen. Auch wenn sich nach der Corona-Pandemie einige Vereine aus dem Turnen verabschiedet haben und die Verbandsliga als Zwischenstufe zwischen Landes- und Oberliga komplett aufgelöst wurde. „Wir haben hier keine Nachwuchsprobleme“, freut sich Lenfert. „Schwieriger ist es eher, genügend Übungsleiter zu finden.“

An ihm soll es nicht scheitern. Wenn dann Youngsters wie Vincent Werenbeck-Ueding und Liam Kühn kürzlich ihr Debüt in der Landesliga-Mannschaft feiern, ist das der schönste Lohn. Denn bei der SG 06 gewinnen sie ihre Mannschaftsturner aus den eigenen Reihen: „Andere Vereine kaufen Leute ein, wir nicht.“ Auch daraus bezieht Tobias Lenfert seine Motivation, immer wieder an neuen Herausforderungen zu arbeiten. Wie am besagten Tsukahara. Vorwärts abspringen, seitlich eine Drehung zum Sprungtisch machen, dann nach einem Salto rückwärts landen. „Wir führen die Jungs langsam heran“, versichert der Turntrainer aus Leidenschaft. Denn er weiß genau: „Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um Sicherheit zu gewinnen.“

Quelle: Allgemeine Zeitung Coesfeld