Helden im Hintergrund:
Tischtennis – Werner Brüggemann setzt sich schon seit Jahrzehnten für seinen Sport ein

In einer Schützenhalle im tiefsten Sauerland waren sie aufgebaut, diese grünen Platten, an denen er zum ersten Mal wirklich mit diesem Sport in Berührung kam. „Eigentlich war ich ja Fußballer‘, zuckt Werner Brüggemann mit den Schultern. Aber in diesem Zeltlager der Holtwicker Messdiener kam er auf den Geschmack – und das ließ ihn, wenn auch mit einer kleinen Pause, bis heute nicht wieder los. Mehr als fünf Jahrzehnte später steht der 66-Jährige immer noch regelmäßig am Tisch und zählt zu den Ehrenamtlichen, die den Betrieb in der Tischtennisabteilung der SG Coesfeld 06 auf Touren halten.

Immer mit Spaß dabei: Werner Brüggemann (rechts) kümmert sich unter anderem immer donnerstags um das Schüler- und Jugendtraining inder Tischtennisabteilung der SG Coesfeld 06.

Wobei Brüggemann das gar nicht an die große Glocke hängen möchte. „Da gibt es noch andere, die sich schon lange intensiv einsetzen. Hartmut Meyer zum Beispiel“, weiß er um seine Mitstreiter, ohne die es nicht funktionieren würde. Oft sind das Enthusiasten, die ihre aktive Karriere mit der Arbeit im Hintergrund verbinden. Eben wie Werner Brüggemann. „Einige Jahre habe ich nicht gespielt, dann bin ich über einen Arbeitskollegen beim Finanzamt Anfang der 80er Jahre wieder eingestiegen“, erinnert er sich. Zwischenzeitlich mischte er noch zwei, drei Jahre bei den Altherrenfußballern der DJK mit, „aber dann wollte ich mich für eine Sportart entscheiden.“ Tischtennis. Erst jahrelang beim ESV, dann im Fusionsverein SG 06.

Die Erkenntnis, dass es in einer kleinen Abteilung nicht reicht, nur das Sportangebot wahrzunehmen, reifte schnell. Werner Brüggemann scheute sich nicht davor, auch hinter den Kulissen Verantwortung zu übernehmen. Schriftführer war er, Sportwart und ab 2010 sogar für 14 Jahre Abteilungsleiter. „Wir wollen den Kindern etwas bieten und vermitteln“, beschreibt er seine Motivation. Entsprechend froh ist der 66-Jährige, nun über ein Fünferteam zu verfügen, das sich um die Belange der Abteilung kümmert. Er selbst fungiert weiter als Materialwart. Wobei es auch darüber hinaus immer etwas zu regeln gibt – zum Beispiel, mit welcher Besetzung die SG-Teams an den Wochenenden in die Meisterschaftsspiele gehen. „Manchmal muss ich Ehemalige motivieren.“

Ehemalige auch deshalb, weil es schwierig ist, den Übergang von der Jugend in den Seniorenbereich zu gestalten. „Wir sind immer noch ein Ausbildungsverein“ , erklärt Brüggemann. Kinder dazu bekommen, den Sport auszuprobieren, das liegt ihm am Herzen, sie auch mit vernünftigem Material auszustatten. Dass er seine eigenen Kinder nicht zum schnellen Sport mit der kleinen weißen Kugel gebracht hat, kann er verschmerzen: Sohn Markus war über Jahre fester Bestandteil der DJK-Fußballer und zählte zu der erfolgreichen Mannschaft, die 2009 unter Dado Sekic den Aufstieg in die Landesliga geschafft hat. Tochter Marie hat sich früher dem Turnen und Reiten gewidmet, spielt mittlerweile Tennis.

Im Coesfelder Tischtennis gab es schon „fettere“ Zeiten, das ist kein Geheimnis. „Als die Frauen damals Bundesliga gespielt haben, war die Halle voll. Das hat richtig gezogen“, denkt Brüggemann gerne an die Jahrtausendwende zurück. Aber Nachwuchs gibt es nach wie vor. Jeden Freitag um 17 Uhr trainiert Hartmut Meyer in der Maria-Frieden-Halle, der Heimat der SG-Tischtennisspieler, mit einer Anfängergruppe. Von denen hoffen sie, möglichst viele „nach oben“ zu bekommen. Denn nach der Schulausbildung verändert sich viel, weiß Werner Brüggemann. „Und wenn Meisterschaftsspiele am Samstag um 18 Uhr stattfinden, ist das für junge Familienväter nicht einfach.“ Sie müssen eben durch gute Arbeit auf sich aufmerksam machen. Ohne teuer bezahlte Trainer, sondern weitgehend mit Ehrenamtlichen, die für ihr Hobby leben. Ein Hobby, das einen großen Vorteil bietet: „Tischtennis ist für Frauen und Männer auch bis ins höhere Alter zu spielen.“ Werner Brüggemann geht mit gutem Beispiel voran, steht selbst noch in der ersten SG-Mannschaft an der Platte. „An Brett fünf oder sechs, aber ich mache es immer noch gerne“, gibt er sich bescheiden. Konzentration, Koordination, Reaktion, Beinarbeit. In Bruchteilen einer Sekunde entscheiden, wie der nächste Ball zu nehmen ist – „das hält jung im Kopf.“ Und jung im Herzen, weil der Coesfelder nach wie vor die Arbeit mit jungen und älteren Spielern genießt. „Wir machen das, weil wir Spaß haben und der Tischtennissport weiterleben soll“, lächelt Werner Brüggemann. „Wir müssen diesen Enthusiasmus weitergeben.“

Quelle: Allgemeine Zeitung Coesfeld