Fußball: Personalprobleme bremsen die SG Coesfeld 06 aus
Eins aus zwölf macht sechs
Der Wechsel in Minute 69 erfolgte eins zu eins. Fabian Berks raus, Fabian Warmes rein – beides A-Jugendliche, die alles reinwarfen, um die SG Coesfeld 06 im Titelrennen zu halten. Vorher hatte das Trainerduo schon mit Lukas Höseler und Mohamad Diab zwei Kicker aus der zweiten Mannschaft ins Getümmel geschickt. „Wir müssen jede Position flicken“, schüttelte Markus Lindner den Kopf. Ebenso wie Marcel Deelen wollte er an die engagierten „Aushilfen“ nicht den geringsten Vorwurf äußern, aber der Ausfall von sechs, sieben Stammspielern lässt sich nicht kompensieren.
Eine Situation, die zu einer verdienten 1:2-Heimniederlage gegen Union Lüdinghausen führte und zu einem Rechenexempel: Eins aus zwölf macht sechs. Zwölf Punkte hätte der Bezirksliga-Absteiger in den vergangenen vier Begegnungen holen können, tatsächlich ist es einer. Was dazu führt, dass einer der Titelanwärter aktuell nur noch auf Rang sechs der Tabelle geführt wird. „Fünf Punkte Rückstand auf Lüdinghausen“, warf Lindner direkt nach Spielschluss seine Rechenmaschine an. Auf sechs Zähler zu Platz eins könnte der Abstand wachsen, wenn Arminia Appelhülsen heute Abend das Nachholspiel bei Adler Buldern gewinnt.
Das ist ein Brett, aber in einer A-Liga, in der anders als in den Vorjahren niemand vornweg marschiert, allemal aufzuholen. „Wir müssen uns aber erst einmal über die nächsten Spiele retten“, will Marcel Deelen noch gar nicht zu weit nach vorne blicken. Mindestens über das spielfreie Wochenende an Totensonntag, besser bis Weihnachten. Denn die Aufgaben sind nicht von schlechten Eltern: Am kommenden Sonntag muss die SG bei Borussia Darup ran, einer Mannschaft, die selbst jeden Punkt für den Klassenerhalt benötigt. Anfang Dezember folgen dann die ersten beiden Rückrundenspiele am Sonntag (1.12.) bei DJK Dülmen und am Donnerstag (5.12.) gegen SuS Legden. „Das ist ein richtig schweres Programm“, ahnt Markus Lindner, dass sie gegen die Dülmener nicht noch einmal ein so leichtes Spiel wie beim 7:2 in der Hinrunde haben werden.
„Ich habe sie am Freitagabend in Darfeld gesehen, die sind richtig gut drauf.“ Und die Legdener müssen ohnehin zu den Titelkandidaten gezählt werden. Bleibt die Hoffnung, dass sich die Personallage bessert. Timo Beughold wird nach seiner Knie-OP aber erst nach dem Winter zurückkehren, mit Knieproblemen plagen sich auch Marc Lowak und Joris Wegs, der am Sonntag das Aufwärmprogramm abbrechen musste. Henrik Mauermann steht zurzeit nicht zur Verfügung, gegen Lüdinghausen musste auch noch Mika Rotthäuser mit einer Muskelverletzung zur Pause raus. Als der nach dem Abpfiff humpelnd über das Feld schlich, befürchtete Marcel Deelen den nächsten längeren Ausfall. Nicht nur ein Problem an den Sonntagen, sondern auch während der Woche. „Ohne die A-Jugendlichen könnten wir den Trainingsbetrieb gar nicht aufrecht halten.“ Ein kleiner Hoffnungsschimmer im tristen November: Der Spielertrainer selbst will nach seiner Leisten-OP in dieser Woche wieder ins Lauftraining einsteigen. Von Euphorie ist Marcel Deelen allerdings weit entfernt. „Seit Mitte Juli habe ich ja nur ganz sporadisch gespielt“, erklärt er. „So schnell werde ich noch keine Alternative sein.“ Trotzdem bleibt ihnen die Hoffnung, dass spätestens nach Weihnachten der Kader wieder besser gefüllt ist, um das Unternehmen Wiederaufstieg nicht frühzeitig aus dem Blick zu verlieren, sagt Markus Lindner: „Wir haben in den ersten Spielen ja gezeigt, was geht, wenn wir komplett sind.“
Doppelter Einsatz im Lüdinghausener Sandwich: Mohamad Diab (Mitte) schnürte erst einen Doppelpack für die zweite Mannschaft und musste anschließend wegen der Personalnot im Team eins der SG 06 aushelfen.
Quelle: Allgemeine Zeitung Coesfeld