Feldbogenschießen: Danny Becker gewinnt elften DM-Titel mit großem Vorsprung

Die ganz große Sicherheit wollte sich im Vorfeld nicht einstellen. Nur wenige Wettkämpfe hatten in den vergangenen Monaten stattgefunden, „dazu lief es zuletzt im Training nicht so gut“, gibt Danny Becker ehrlich zu. Als es aber darauf ankam, war der Titelverteidiger zur Stelle – und wie: Bei den Deutschen Meisterschaften im Bogenschießen in der Klasse „Bowhunter unlimited“ war der 31-Jährige auf dem Punkt hellwach, verbesserte seine eigene persönliche Bestmarke um satte zehn Punkte und sackte seinen mittlerweile elften DM-Titel ein.

Voll in die Wertungszone: Der alte und neue Deutsche Meister Danny Becker (rechts) mit (von links) Thorsten Ernst (Platz vier), Thomas Bitzer (Platz neun) und André Brendemühl (Platz drei).

Keine Selbstverständlichkeit, auch wenn der Seriensieger zu Beginn der Titelkämpfe in Eichenzell bei Fulda noch geehrt worden war, weil er im Jahr 2020 alle drei Deutschen Meisterschaften in der Halle, Feld und Jagd sowie 3D gewonnen hatte. Trotzdem wusste er nicht so recht, wo er genau steht. „Auch bei uns lief ja wegen Corona lange Zeit nichts“, erklärt der Rosendahler, der für die beiden Coesfelder Vereine DJK und SG 06 startet und bei den Titelkämpfen im Trikot der Bogensport Akademie aus Mühlheim aufläuft. Das Training im Gelände war möglich, lief aber nicht so intensiv wie gewohnt, gibt er zu: „Manchmal war es schwer, sich ohne Aussicht auf Wettkämpfe zu motivieren.“

Das änderte sich Anfang Juli mit dem ersten Wettbewerb in Delmenhorst, bei dem Becker aber in einer anderen Klassen und mit einem anderen Equipment schießen musste.
„Das war tatsächlich erst schwierig, sich wieder einzugewöhnen“, erzählt er. „Aber dann lief es von Woche zu Woche besser.“ Da zahlte sich auch das Training in der Nähe von Siegen aus, wo er das passende hügelige Gelände vorfindet: „Das ist ja hier im Münsterland schwieriger.“

Der Parcours in an der Schloss Fasanerie in Eichenzell (Landkreis Fulda) ist nicht extrem hügelig, bezieht die besondere Herausforderung aber aus dem ständigen Spiel von Licht und Schatten. Das, erklärt Danny Becker, sei besonders in der Runde kompliziert, in der auf Tierbild-Auflagen geschossen werden müsse: „Die heben sich kaum ab, da geht es dann ums Gefühl.“ Aber gerade hier bewies der 31-Jährige seine Extraklasse, denn nur ein einziger seiner 14 Pfeile landete nicht in der besten Wertungszone. Am Ende dieser Runde standen 276 von 280 möglichen Punkte zu Buche – eine Ausbeute, wie sie sonst nur die Profis hinlegen, die mit einer deutlich hochwertigeren Ausrüstung schießen.

Dabei war er schon mit einem klaren Vorsprung in diesen letzten der drei Durchgänge gestartet. Nach den ersten beiden Runden, in denen auf 14 Scheiben an verschiedenen Stellen im Gelände geschossen werden muss – übrigens mit 6 bis 73 Metern Abstand und zwischen Daumennagel-Größe bis 13 Zentimeter Durchmesser (etwas größer als eine CD) –, hatte der Rosendahler 548 von 560 möglichen Punkten eingesammelt. 15 Zähler lag er da schon vor dem Zweitplatzierten, am Ende setzte sich Becker mit 824 Punkte vor Fabian Kretz (791) und André Brendemühl (785), beide vom BSV St. Leon-Rot, durch. Mit der Mannschaft der Bogensport Akademie kam im Team und im Mixed jeweils der zweite Platz hinzu.

Nach einem WM-Titel im 3D sowie zwei EM-Siegen (3D/Feld und Jagd) könnte sich die elfte Deutsche Meisterschaft gewöhnlich anfühlen, ist aber gerade nach der langen Pause und schwierigen Vorbereitung wertvoll. DM-Krone Nummer zwölf könnte schon am 18./19. September folgen, wenn erneut in Eichenzell die 3D-Titelkämpfe ausgetragen werden. Vorher steht schon am kommenden Wochenende das wohl schwierigste Feldturnier der Welt auf dem Programm, das in sehr steilem Gelände in Gerolstein-Müllenborn in der Eifel geschossen wird. Und 2022 soll es möglichst auf internationaler Ebene weitergehen. „Die EM und die WM sind zuletzt wegen Corona ausgefallen“, bedauert Danny Becker. „Hoffentlich wird es was mit der Europameisterschaft im nächsten Jahr in Frankreich.“

Quelle: Allgemeine Zeitung vom 02.09.2021 Frank Wittenberg